Mumbai

Mumbai (Bombay) (Indien)

  1. April 2016

Diese gigantische und quirlige Stadt hat 22 Mio. Einwohner. Wir haben eine fünf stündige Stadtrundfahrt mit einem Car. Die traditionell gekleidete Reiseleiterin mit roten Pluderhosen, weisser Bluse und passende roten Schal spricht ausgezeichnet Deutsch. Sie lernte es am Goethe Institut und studierte nachher noch Germanistik. Es ist total spannend ihr zuzuhören. Sie erklärt uns, dass der rote Punkt auf der Stirn früher das Kastenzeichen war, seit der Gleichstellung der Frauen aber oft nur noch als modisches Accessoire, farblich passend zur Kleidung, getragen wird.

Erster Stopp beim 1888 erbauten Bahnhof „Victoria Terminus“, heute „Chhatrapati Shivaji Terminus“ genannt, der fast wie ein Palast aussieht.  Hier steigen täglich 3 Mio. Pendler ein und aus. Alle drei Minuten fährt ein Zug. Zusammen mit der „Central Station“ kommen täglich 7.5 Mio. Pendler in die City und dafür hat die Bahn viel zu wenig Kapazität. Die Züge halten nur wenige Minuten und es ist ein Chaos bis alle gleichzeitig aus-und eingestiegen sind. Viele hängen wie Trauben während der Fahrt, vor allem in der Stosszeit, auf den Trittbrettern im Freien. 1914 wurde ein Monorail in Betrieb genommen und jetzt wird eine Metro gebaut, was dringend nötig ist.

Für den Bus ist es jeweils sehr schwierig anzuhalten, denn der Verkehr ist Chaos pur. Beim Überqueren der Strasse muss man höllisch aufpassen, dass man nicht von allen Seiten überfahren wird.  Nebst der Reiseleiterin passen noch zwei junge Burschen auf uns auf und lotsen uns durch die dichtgedrängten Menschenmassen. 50 % der Autos sind gelb schwarze Taxis, die dauernd auf der Hupe hocken. Die Polizisten tragen Mundschutz. Mitten im Gewühl sammeln Männer mit Handkarren den Müll ein.

Dann besuchen wir das schlichte Wohnhaus, von Mahatma (grosse Seele) Gandhi. Im Parterre ist die grosse Bibliothek mit allen Büchern, die er selbst schrieb und den Memoiren, die über sein Leben geschrieben wurden. Man sieht auch sein Wohn- und Arbeitszimmer und viele Fotos seines Wirkens.  Besonders eindrücklich für uns, waren die Vitrinen mit den Stationen seines Lebens. Er wurde schon mit 12 Jahren verheiratet und studierte Jurist in London. Dann fuhr er mit seiner Familie nach Südafrika. Da er dunkelhäutig war, wurde er aus dem Abteil der 1. Klasse des Zuges geschmissen. Dieser Rassismus bewog ihn, 21 Jahre in Afrika für die Gleichberechtigung zu kämpfen. Nach seiner Rückkehr nach Indien rief er zum gewaltlosen Kampf gegen die Briten auf. Er weigerte sich beim Besuch des Königs von England, europäische Kleider zu tragen. Er kämpfte dafür, dass sein Volk nicht mehr durch Weisse unterdrückt wird. Dafür wurde er mehrmals ins Gefängnis gesteckt. Er  gab aber nie auf, bis Indien im Jahr 1947 endlich unabhängig wird. Paradox ist, dass Mahatma Gandhi, der immer  Gewaltlosigkeit vorgelebt hat erschossen wurde. An seinem Begräbnis (Verbrennung) nahmen viele Menschen teil und er wird auch heute noch sehr verehrt.

Mumbai ist nicht nur eine wirtschaftliche Metropole, sondern auch filmmässig. Hier werden jährlich 1‘000 Bollywood-Glitzer-Filme auf Hindi und Englisch gedreht, also dreimal mehr als in Hollywood.  Öfters sieht man ein Käfig mit Tauben oder heilige Kühe, mitten in der Strasse.  Die Menschen geben Geld fürs Futter (Gras) der Kühe, oder bringen Blumenkränze oder Räucherstäbchen in den Tempel.

Wir besuchen den Iskon Hare Krishna Tempel, der für alle Religionen offen ist und wo man auch Fotos machen darf. Der Gott Krishna (seine Frau Laksmi) und Vishnu sind die meist verehrten Götter. Schöpferr und Zerstörer gleichzeitig. Krishna will blau oder schwarz sein und weil er allmächtig ist, kann er seine Farbe bestimmen. Alle Anhänger tragen eine Meditationskette mit sich und werfen sich aus Ehrerbietung im Tempel auf den Boden.  Wir sehen wie viele Menschen meditieren. Im Nebenraum fertigen die Frauen in mühevoller Kleinarbeit die hübschen Blumenketten an. Zum Schluss erhält man noch eine Süssigkeit aus einer Art Zucker, Butter und Sojamehl. Der Tempel ist sehr schön und der Besuch informativ, aber wir werden jetzt trotzdem keine Hare Krishna Anhänger.

Unterwegs sehen wir viele eindrückliche Gebäude aus der Kolonialzeit, die Asiatische Bibliothek, das „Prince of Wales“ Museum, die Mumbai Universität mit dem 80 m hohen Uhrturm, den ein indischer Bankier zum Andenken an seine Mutter erbauen liess.

Der nächste Stopp ist bei den hängenden Gärten. Eine schöne Anlage mit Blumen und vielen Bänken, die zum Ausruhen einladen.  Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Stadt und den „Marine Drive“, der halbrunden Strasse und Promenade entlang dem Meer, die nachts von vielen Lampen erleuchtet ist und deshalb als die Halskette der Königin bezeichnet wird. Es ist Mittag und überall  sitzen viele Frauen im Kreis am Boden und essen aus Blechdosen, mit verschiedenen Abteilen( einem für Reis, einem für Brot, einem für Gemüse oder Fleisch) ihren Z’Mittag und plaudern miteinander. Hier gibt es keine Kantinen und je nach Religion muss das Essen anders zubereitet werden. Auch den Männern wird das von ihren Frauen selbst gekochte Essen, in einer komplizierten Prozedur, mit Bahn und Veloausträgern an ihren Arbeitsplatzt geliefert. Das ist Catering Service auf Indisch. Im Park steht auch ein riesiger Stiefel, der als Kletterturm für die Kinder dient.

Ganz in der Nähe stehen die Türme des Schweigens. Man darf sie nicht betreten, selbst die Parsen (Pakistanis) nicht. Hier werden  ihre Toten in offenen Türmen aufbewahrt und von den Aasgeiern gefressen.  Ihrem Glauben nach dürfen Tote weder mit Feuer noch mit Wasser oder mit Erde in Berührung kommen.

Unsere Reiseleiterin zeigt uns auch einen 27 stöckigen Wolkenkratzer = das Einfamilienhaus eines reichen Inders. Darin wohnt nur seine Familie mit 600 Bediensteten, mit Pools, Gärten, Heli Landeplatz etc. Auch das gibt’s hier. Normalerweise leben in einem Haus jedoch 25 Familien. Pro Etage gibt es ein gemeinsames Badzimmer mit WC und einen Balkon, den alle teilen müssen.  Jede Familie besteht aus  6-10 Personen, die auf einer Fläche von 25 m2 leben müssen.  Diese Mieten sind allerdings noch gleich hoch wie vor etwa 60 Jahren. Für arme Familien ist das die einzige Möglichkeit in der Stadt zu wohnen, wo es Arbeit gibt.

Nächster Halt bei der öffentlichen Grosswäscherei, wo 7‘000 Arbeiter, ausschliesslich Männer die Wäsche aus Privathaushalten, den Hotels und Spitälern immer noch von Hand in Betonbecken waschen. Ein riesiges Areal, mit flatternder Wäsche, Jeans, Saris, Bettwäsche etc. schön sortiert. Da steckt eine enorme Logistik dahinter, damit alle Kunden, innert 24 Std. ihre persönlichen Stücke wieder per Hauslieferdienst erhalten. Die Arbeitsbedingungen dort sind jedoch erbärmlich.

Kaum ist man ausgestiegen wird man von Händlern umringt, ja bedrängt. Sie bieten oft schöne Stickereien oder Schmuckstücke aller Art an. Zuerst teuer und nach dem Herunterhandeln ganz günstig. Wir wollen uns jedoch nicht mit indischen Souvenirs eindecken. Viele Menschen betteln, Frauen halten uns ihre Babys entgegen und möchten Geld fürs Essen. Wir wurden gebeten kein Geld zu geben, aber das ist sehr schwierig für uns. Man sieht auch immer wieder, Menschen, die irgendwo am Boden schlafen.

Daneben gibt es mitten in der Stadt einen Golfplatz, riesige Kricketfelder und eine Pferderennbahn. Das alles ist aber nur der Oberschicht zugänglich.

Bei der Afghanen Kirche, erbaut 1847, gibt es einen angenehmen Halt unter schattigen Bäumen. Sie wurde für die britischen Gefallenen, die im Afghanischen Krieg umkamen, erbaut. Die Kirche beeindruckt durch die gotischen Bogen und die schönen, bleiverglasten Fenster und die vielen Pistolenhalterungen bei den Sitzbänken.

Das „Gateway of India“,  ist ein Monolith aus gelbem Basalt, eine Mischung zwischen einem Triumphbogen und einem arabischen Palast.  Auf dem grossen Platz davor, werden seit dem letzten Terroranschlag.  mit über 100 Toten, strenge Kontrollen durchgeführt. Dieser Torbogen wurde anlässlich des Besuches von König Georg V und Queen Mary von England,  1924 eingeweiht. Am 8. Februar 1948 durchschritten ihn die letzten britischen Soldaten, als Schlusszeichen der Herrschaft über Indien. Gleich daneben liegt das bekannte „Taj Mahal“ Hotel, wo alle Berühmten dieser Welt abstiegen.

Mumbai ist eine faszinierende Stadt. Ein bunter Mix aus allen Ländern und Religionen, aus prachtvollen Gebäuden und Slums eine Stadt der Wiedersprüche aber mit  vielen freundlichen Menschen.

Abends um 21.00 h verlässt die Costa den Hafen. Wir sitzen an Deck zusammen mit netten Bekannten bei einem Drink. Zur Abfahrt ertönt das tiefe Schiffhorn, gefolgt vom Lied „con te partiro“ von Andrea Boccelli. Es ist herrlich warm und wir stehen an der Reling, schauen auf die langsam verschwindenden Lichter der Stadt und glauben zu träumen!

Goa

Goa (Indien)

1 . April 2016

Goa ist der kleinste, aber reichste Bundesstaat von Indien. 1312 wurde er von Moslems und sechzig Jahre später von Hindus erobert. 1510 geriet er unter die Herrschaft der Portugiesen, die das Christentum brachten.  Die Stadt Velha Goa (alt Goa) liegt am Mondovi Fluss, war Hauptstadt und berühmter Handelshafen. Hier zeugen noch viele Kirchen und barocke Bauwerke aus dieser Zeit. Die Basilika Bon Jesus ist die grösste Kirche Asiens. Nachdem die Bevölkerung der Stadt wegen Malaria- und Cholera Seuchen stark dezimiert wurde, baute man später die neue Hauptstadt Panaji. Goa hat 100 km Sandstrände und ist heute der bekannteste Badeort Indiens .

Bei unserer Ankunft im Hafen werden wir von einer Alt Hippie Band aus den 60 er Jahren mit Gitarrenmusik und Gesang von Love and Peace begrüsst. Direkt daneben gab es einen Markstand, wo man Joints zum halben Preis kaufen konnte…… Ha, ha, ha, heute ist erster April!

 

Uns war eher nach Baden zumute. So liessen wir die Kirchen links liegen und fuhren mit andern Schweizer zum Hotel „Taj Exotica“. Beim  protzigen Schmiede Eisentor des wunderschönen 5-Sterne Hotels, wurden wir  genauestens kontrolliert. Sie schauten sogar noch mit Spiegeln unter das Auto und röntgten unsere Rucksäcke. Seit dem Anschlag im Hotel „Taj Mahal“ sind sie vorsichtig geworden. Annette und ich fotografieren fleissig die grosszügige Eingangshalle während unsere Männer an der Rezeption diskutieren. Weil wir keine Hotelgäste sind, werden wir nicht hineingelassen. Walter beteuert, dass sein Schwiegervater während seinem drei jährigen Indienaufenthalt stets hier in den Ferien war und wir deshalb extra hierher gefahren sind. Alles nützt nichts und so gehen wir gleich daneben zum weniger noblen Nachbarhotel wo wir herzlich willkommen sind.

Der Strand ist der Gleiche, fast menschenleer. Wir spülen unsern Ärger in einem Strohdach Restaurant hinunter und spazieren dem Strand entlang. Da die rote Fahne weht, darf man nicht schwimmen. So baden wir halt im schönen Pool umgeben von Kokospalmen des Hotels „Joecons Beach Resort“ Ein einladendes Buffet mit indischen Spezialitäten steht zur Verfügung, aber wir begnügen uns mit vegetarischen Frühlingsrollen.

Auf der Heimfahrt machen wir verschiedene Fotostopps. Aus den abgelegenen Orten werden die Kinder mit dem Schulbus in die von den Portugiesen gegründeten, katholischen Schulen gebracht. Die Reisfelder sind reif, überall hat es Wasserbüffel, kleine Dörfer, aber auch farbige, schöne Villen und Hotels der Portugiesen, inmitten von lichtem Kokoswald. Unser Taxifahrer zeigt uns noch den Strand von Colva, wo alte Bogenbrücken über den Fluss führen, im Sand liegen Kühe und Hunde im Schatten und dazwischen rennen Hühner herum. An altmodisch anmutenden Maschinen wird Zuckerrohr Saft gepresst, der dann zu Rum verarbeitet wird.

In unsrem Hafen „Marmugao Port“ liegen hohe Berge von Holzschnitzel, die zur Papierverarbeitung nach China exportiert werden. Die alten Verlade Einrichtungen für Eisenerz liegen weitgehend brach, weil in China der Bedarf zurückgegangen ist und zudem die neuen grossen Frachtschiffe so viel Tiefgang haben, dass sie nicht mehr am alten Pier anlegen können. Jetzt wird das Erz mit Lastkränen ins tiefere Wasser transportiert und mit auf den grossen Frachtern vorhandenen Seilbaggern direkt umgeladen.

Unser Schiff verlässt Goa schon um 17.00 h und fährt Richtung Mumbai.